Über Goa
Karten
von Goa und Indien
Goa ist der kleinste indische Bundesstaat. Er liegt an der
mittleren Westküste Indiens. Goa hat eine Fläche von 3702 km² und
1.404.833 Einwohner (Stand: 1. Januar 2005).
Goa war rund 450 Jahre lang portugiesische Kolonie und weist daher
eine besondere kulturelle Prägung auf. Kaum ein indischer
Bundesstaat ist kulturell so nachhaltig von einer europäischen
Kolonialmacht beeinflusst worden wie Goa. Dies zeigt auch der hohe
katholische Bevölkerungsanteil.
Die Hauptstadt Goas ist Panjim. Sie liegt im Bezirk Tiswadi und hat
derzeit (2005) rund 66.000 Einwohner; im Ballungsraum Panjim leben
über 130.000 Menschen.

Geografie
Mit einer Fläche
von nur 3702 Quadratkilometern, einer Nord-Süd-Ausdehnung von 105
Kilometern sowie einer West-Ost-Ausdehnung von höchstens 65
Kilometern ist Goa der kleinste Bundesstaat Indiens. Die Küstenlänge
beträgt 101 Kilometer.
An die schmale Küstenebene schließen sich terrassenähnliche, 30 bis
100 Meter hohe Tafelländer an, die nach Osten in Ausläufer der
Westghats übergehen. Die Berge der Westghats, die etwa 15 Prozent
der Landesfläche einnehmen, sind im Schnitt 800 Meter hoch, einzelne
Berge steigen aber bis über 1000 Meter auf. Goas höchste Erhebung
ist mit 1167 Metern über dem Meeresspiegel der Sonsogor.
Goas Küstenlinie ist durch breite Flussmündungen stark zergliedert.
Die Mormugao-Bucht gilt als einer der besten Naturhäfen Südasiens.
Alle größeren Flüsse entspringen in den Westghats. Am bedeutendsten
sind die Flüsse Zuari und Mandovi im Zentrum Goas, Chapora und
Terekhol im Norden sowie Sal und Talpona im Süden.
Klima
Das Klima ist tropisch und wird, wie allgemein in Indien, durch den
Monsun bestimmt. Der Sommermonsun setzt etwa Mitte Juni ein und
dauert in der Regel bis September. Im Schnitt beträgt die jährliche
Niederschlagsmenge zwischen 2800 und 3500 mm, in einigen höher
gelegenen Bergregionen können die Niederschläge aber auch wesentlich
stärker (bis zu 7500 mm) ausfallen. Während des Monsuns schwanken
die Temperaturen um die 26 Grad Celsius.
Auf den Monsun folgt die trockene Jahreszeit von Oktober bis Anfang
Juni mit etwa gleichbleibenden Temperaturen zwischen 25 und 27 Grad
Celsius im Durchschnitt. Nur in der heißen Saison im April und Mai
steigen die Durchschnittstemperaturen auf 29 bis 30 Grad, tagsüber
auf bis zu 35 Grad.
Auf Grund der Meeresnähe herrscht in Goa auch in der trockenen
Jahreszeit stets eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit von etwa 60
Prozent.
Politische Gliederung
Indiens kleinster Bundesstaat ist in zwei Distrikte, North Goa (Nordgoa;
1736 km²) und South Goa (Südgoa; 1966 km²), eingeteilt. Jeder
Distrikt ist wiederum in mehrere Verwaltungsbezirke, sogenannte
Talukas, untergliedert. Nordgoa umfasst die Talukas Pernem, Bardez,
Bicholim, Satari, Tiswadi und Ponda. Zu Südgoa gehören Mormugao,
Salcete, Sanguem, Quepem und Canacona; insgesamt umfasst Goa also
elf Talukas.
Bevölkerung
Goas Bevölkerung ballt sich vor allem in den nördlichen und
mittleren Küstengebieten, während die Hochland- und Berggegenden des
Hinterlandes viel dünner besiedelt sind. Von allen indischen
Bundesstaaten weist Goa mit 50 Prozent den höchsten
Verstädterungsgrad auf. Im Landesdurchschnitt leben dagegen nur 28
Prozent aller Inder in Städten. Die größten Städte Goas sind Vasco
da Gama (mit dem Hafen Mormugao), Margão und Panjim mit jeweils mehr
als 50.000 Einwohnern.
Dank des für indische Verhältnisse hohen Lebensstandards ist
mittlerweile etwa jeder Dritte Goaneser ein aus einem anderen
indischen Bundesstaat Zugewanderter. Etwa ein Drittel der
Einwanderer stammt allein aus Karnataka, gefolgt von Kerala und
Gujarat.
Im ländlichen Raum lebt eine kleine Gruppe von etwa 25.000 Adivasi (Ureinwohner),
die als Gauda bekannt sind.
Sprache
Die traditionelle Sprache der Goanesen ist Konkani. Konkani weist
einige Einflüsse aus dem Portugiesischen und Kannada auf. Durch
zunehmende westliche Einflüsse, die drohende Angliederung Goas an
Maharashtra in den 1960er Jahren sowie die in den 80ern geplante
Erhebung von Marathi zur Amtssprache war Konkani in seinem
Fortbestand bedroht. Eine starke Bewegung zum Erhalt der Sprache
führte aber dazu, dass es heute wieder die allgemein übliche
Umgangssprache der Bevölkerung und seit 1987 auch Amtssprache des
Bundesstaats Goa ist. Daneben darf aber auch Marathi, das in einigen
ländlichen Gegenden Nordgoas als Muttersprache gesprochen wird, für
offizielle Zwecke verwendet werden.
Englischkenntnisse sind im Fremdenverkehr, der für Goa von enormer
wirtschaftlicher Bedeutung ist, unerlässlich, daher wird es von den
meisten Goanesen mehr oder weniger gut beherrscht. Auch als
Bildungssprache hat es das Portugiesische heute weitgehend abgelöst.
Letzteres wird nur noch von wenigen christlichen Familien.
Religion
Hindus stellen mit 65,8 Prozent (Stand: Volkszählung 2001) die
deutliche Mehrheit der Bevölkerung. Seit dem Anschluss Goas an
Indien ist ihr Anteil langsam, aber stetig gestiegen, was vor allem
auf Zuwanderung aus anderen Bundesstaaten zurückzuführen ist.
Dennoch gibt es bis heute eine starke katholische Minderheit von
26,7 Prozent. Damit stellt Goa nach Osttimor und den Philippinen das
Gebiet mit der stärksten katholischen Prägung in Asien dar. Muslime
machen nur 6,8 Prozent der Bevölkerung aus. Während Hindus und
Christen etwa gleichmäßig auf ländliche Gebiete und Städte verteilt
sind, lebt die muslimische Minderheit zumeist im ländlichen Raum.
Bildung
Goa
hat ein im Vergleich zu den meisten anderen Bundesstaaten Indiens
gut ausgebautes Bildungswesen. Dies zeigt sich daran, dass Goa auf
die dritthöchste Alphabetisierungsrate aller 28 Bundesstaaten
verweisen kann. Bei der Volkszählung im Jahre 2001 betrug sie 82,3
Prozent (Männer: 88,9 Prozent; Frauen: 75,5 Prozent). Nur Kerala
und Mizoram übertrafen diese Zahlen. 97 Prozent aller
schulpflichtigen Kinder werden tatsächlich eingeschult.
Seit
1985 verfügt Goa auch über eine Universität. Die in Taleigao,
etwas außerhalb von Panjim, gelegene Goa University hat
mittlerweile elf Fakultäten.
Geschichte
Frühe Geschichte (bis 10. Jahrhundert n. Chr.)
Goas belegte Geschichte reicht bis in das 3. Jahrhundert v. Chr.
zurück, als die örtlichen Herrscher, darunter die in Chandrapura im
Süden Goas residierenden Bhojas, dem Maurya-Reich untertan waren. Zu
diesem Zeitpunkt war es auch schon den Griechen bekannt. Der
griechische Geograf Ptolemäus beschrieb die Küstengegend des
heutigen Goa im 2. Jahrhundert n. Chr. unter dem Namen Nelkinda.
Hinweise auf noch weiter zurückreichende Zusammenhänge, wie etwa die
Annahme, dass die Sumerer schon vor 4000 Jahren Handel mit Goa
getrieben haben sollen, sind dagegen nicht belegt.
Nach dem Zerfall des Maurya-Reiches, nach dem Tode Ashokas im Jahre
232 v. Chr., geriet Goa unter die Herrschaft der Shatavahanas, die
für vier Jahrhunderte weite Teile des Dekkans, einschließlich Goa,
regierten. Auch die Bhojas mussten sich ihnen gegen Ende des 2.
Jahrhunderts beugen. Um 250 n. Chr. tritt die Abhira-Dynastie als
Beherrscher der gesamten Konkanküste in Erscheinung, später die
Kalachuris.
Um 580 fiel Goa den Chalukyas zu, die seit etwa 550 ein mächtiges
Reich in Zentral- und Südindien errichtet hatten. Den Chalukyas
folgten um die Mitte des 8. Jahrhunderts die Rashtrakutas. Unter
deren Vasallenkönigen, den Silharas, erreichte der Seehandel mit
Arabien eine bis dahin unerreichte Blüte.
Eigenständigkeit unter den Kadambas (973 bis
1237/38)
973 gelang es den Chalukyas, ihre alten Widersacher, die
Rashtrakutas, zu beseitigen und ihre Herrschaft wiederherzustellen.
Die Neuverteilung der Kräfte auf dem Dekkan
nutzten indes die Kadambas, um Goa an sich zu reißen. König
Shastadeva I. (reg. ca. 960-1008) verlegte seine Hauptstadt nach
Chandrapura. Sein Reich ist unter dem Namen Gopakkapattana bekannt.
Damit wurde Goa erstmals in seiner
Geschichte Mittelpunkt eines eigenständigen Reiches.
Shastadevas I. Nachfolger machten 1054 Govapuri an der Stelle des
heutigen Velha Goa zur Hauptstadt. Der Handel gedieh weiterhin, und
neue Handelsbeziehungen u.a. nach Ostafrika, Ceylon, Bengalen und
Südostasien führten zu Wohlstand und kultureller Blüte.
Zum Höhepunkt kam die Herrschaft der Kadambas unter Jayakeshi II.
(1104-1148). Er zielte auf die Ablösung der Chalukyas, die noch
immer den Dekkan kontrollierten. Stattdessen setzten die Yadavas am
Ende des 12. Jahrhunderts dem verfallenden Chalukya-Königreich ein
Ende und bedrohten nun auch die Kadambas. Auch mit dem südlichen
Hoysala-Reich kam es im frühen 13. Jahrhundert zu kriegerischen
Auseinandersetzungen. 1237/38 führte der Einfall der Yadavas
schließlich zum Ende der selbstständigen Kadamba-Könige, die fortan
nur noch als Vasallen der Yadavas regierten.
Kämpfe um die Vorherrschaft (1310 bis 1510)
Mit
dem Vordringen des Generals Malik Kafur auf den Dekkan im Auftrag
des Sultanats von Delhi im Jahre 1310 wurden die Yadavas
entscheidend geschwächt und einige Jahre darauf ausgelöscht.
1312 unterlag auch Goa dem nordindischen Sultanat.
Nach kurzer Besatzung durch die Truppen des Sultanats und der
Zerstörung Govapuris erreichten die Kadambas wieder ihre
Unabhängigkeit. Zur Hauptstadt machten sie erneut Chandrapura. Dem
Reich blieb jedoch nur eine kurze Friedenszeit beschieden, denn
schon unter Muhammad Shah II. (reg. 1325-1351) führte das Delhi-Sultanat
abermals Krieg, zerstörte Chandrapura und besiegelte damit den
endgültigen Untergang der Kadambas.
Das Sultanat von Delhi vermochte seine Macht auf dem Dekkan jedoch
nicht lange aufrechtzuerhalten. 1347 fiel Goa unter die Herrschaft
des Bahmani-Sultanats, das sich kurz zuvor abgespalten hatte. Für
Goa begann damit eine Zeit der Intoleranz, in der Hindus verfolgt
wurden. Gleichzeitig begann im Süden das hinduistische Großreich
Vijayanagar zu erstarken, das zum Hauptgegner der Bahmaniden
aufstieg. Auch um Goa führten die beiden verfeindeten Staaten Krieg,
bis es 1380 von Vijayanagar eingenommen wurde. Für mehrere
Jahrzehnte herrschten wieder Frieden und Wohlstand, besonders der
Handel mit Arabien, von wo die Vijayanagar-Herrscher Pferde für ihre
Reiterei bezogen, gewann erneut an Bedeutung. Auf den Trümmern des
alten Govapuri erbaute man die neue Hauptstadt Ela.
Erst 1471 gelang den Bahmaniden die Rückeroberung, doch nur wenige
Jahre später begann der Zerfall des Sultanats, aus dem ab 1490 die
fünf Dekkan-Sultanate hervorgingen. Im westlichen Teil des
ehemaligen Bahmanidenreiches, einschließlich Goa, errichtete die
Dynastie der Adil Shahi 1490 das Sultanat Bijapur.
Portugiesische Kolonialherrschaft (1510 bis
1961)
Überall in Goa, wie in der ehemaligen Hauptstadt Velha Goa,
erinnern Kirchen an die portugiesische Kolonialzeit.1498 waren die
Portugiesen unter Vasco da Gama zum ersten Mal an der indischen
Küste bei Calicut gelandet. Schnell verstanden sie es, die
Feindschaften der indischen Regionalreiche zu ihren Gunsten
auszunutzen. Afonso de Albuquerque ging ein Bündnis mit Vijayanagar
gegen Bijapur ein. 1510 eroberte er mit Unterstützung der Flotte
Vijayanagars die Gegend um die heutigen Städte Panjim und Velha Goa.
Im gleichen Jahr starb der Sultan von Bijapur. Dessen Nachfolger
versuchte, das verlorene Gebiet zurückzuerobern, was aber
letztendlich scheiterte. Von da an sollte Goas Schicksal rund 450
Jahre lang fast ununterbrochen von den Portugiesen bestimmt werden.
Die Verwaltung oblag dem Vizekönig, der von Goa aus bis ins 18.
Jahrhundert auch alle portugiesischen Besitzungen in Asien und
Ostafrika verwaltete. Ab 1757 war Goa nur noch Mittelpunkt der
Kolonie Portugiesisch-Indien (Estado da Índia). Prägend für die
Frühzeit der portugiesischen Epoche war der erste Vizekönig
Francisco de Almeida (1503-1524).
1543 rang Portugal den Adil Shahis von Bijapur die Gebiete Bardez im
Norden und Salcete weiter südlich an der Küste ab. Auch an der
Malabarküste, in Malakka, Ceylon und Macao gewann es Stützpunkte.
Auf dem Höhepunkt portugiesischer Macht im 16. Jahrhundert wurde
Velha Goa zur blühenden Stadt, bekannt als „Goa Doirada“ („Goldenes
Goa“).
Mit der Hochzeit des portugiesischen Kolonialreiches hielt auch der
Katholizismus verstärkt Einzug in Goa. Vor allem Jesuiten wie
Francisco Xavier trieben die Missionierung voran. 1560 führte man
die Inquisition ein.
Niedergang Goas
Der Niedergang der Kolonialmacht Portugal setzte 1580 mit dem
Aussterben des Königshauses Avis und der sich daraus ergebenden
Personalunion mit Spanien (bis 1640) ein. Während dieser Zeit wurden
die Niederländer zum Hauptgegner in Asien. Während die Besitzungen
an der Malabarküste bis 1663 vollständig verloren gingen, konnte Goa
den niederländischen Angriffen der Jahre 1603 und 1639 widerstehen.
Dennoch war der Bedeutungsverlust des einstigen „Goldenen Goa“ mit
dem Niedergang Portugals nicht mehr aufzuhalten.
Aus dem Norden drohte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert neue
Gefahr: die Marathen unter Shivaji (reg. 1674-1680) und dessen Sohn
und Nachfolger Sambhaji (reg. 1680-1689) dehnten ihre Macht auf
große Teile des vormaligen Bijapurs aus. Nachdem die nördlichen
Bereiche Goas belagert und erobert worden waren, schien das Ende der
portugiesischen Herrschaft besiegelt. Nur der Krieg des Mogulreiches
gegen die Marathen brachte diese 1683 von ihrem Vorhaben, der
Eingliederung Goas, ab. 1737 kam es erneut zum Krieg gegen die
Marathen, die innerhalb von zwei Jahren fast ganz Goa überrannten.
Nur das Eintreffen einer Flotte des neuen Vizekönigs verhinderte den
Verlust Goas.
Seuchen hatten die Bevölkerung Velha Goas im späten 17. und frühen
18. Jahrhundert stark vermindert. 1759 verlegte der Vizekönig daher
seinen Sitz in die nahe gelegene, aufstrebende Stadt Panjim, von den
Portugiesen Pangim genannt. Velha Goa blieb zwar Hauptstadt, verkam
aber mehr und mehr zur Geisterstadt, bis die Hauptstadt 1843 auch
offiziell nach Panjim verlegt wurde.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts dehnte Portugal auf Kosten des
Königreiches Sunda seinen Besitz auf die Größe des heutigen Goa aus.
Bicholim (1781), Satari (1782), Pernem (1788), Ponda, Quepem,
Sanguem und Canacona (alle 1791) waren die letzten Gebietsgewinne
der Portugiesen auf dem indischen Subkontinent. Noch während der
Expansion, im Jahre 1787, begehrte die einheimische Bevölkerung
erstmals gegen ihre portugiesischen Herren auf, jedoch ohne Erfolg.
Napoleons Ägyptenfeldzug (1798-1801) zielte auf die Eroberung der
britischen und portugiesischen Besitzungen in Indien. Die Briten
boten Portugal, mittlerweile unfähig, sein Weltreich allein zu
verteidigen, ihren Schutz an und hielten Goa von 1799 bis 1813
besetzt. Nur auf ihren Druck hin schaffte man 1814 die Inquisition
endgültig ab. Ansonsten verlief das 19. Jahrhundert für Goa
ereignislos.
Bestrebungen im 20. Jahrhundert
Die Ausrufung der Republik in Portugal am 5. Oktober 1910 hatte für
Goa die Glaubensfreiheit zur Folge. Zum ersten Mal seit dem Beginn
der europäischen Herrschaft durften nun auch Hindus ihre Religion
frei ausüben. Auch wenn die erste Republik in Portugal instabil
blieb und schon 1926 wieder gestürzt wurde, so erwachte in Goa doch
der Ruf nach Freiheit, und es begann sich der Widerstand gegen die
Kolonialherren nach dem Vorbild der Freiheitsbewegung in
Britisch-Indien zu regen.
Nach der Unabhängigkeit Indiens im Jahre 1947 erhöhte sich der Druck
auf Portugal, auch seine Kolonien in Indien – neben Goa die Städte
Daman (Damão) und Diu sowie die winzigen Enklaven Dadrá und Nagar
Aveli – an Indien abzutreten. Entsprechende Aufforderungen des
indischen Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru lehnte das
nationalistische Salazar-Regime jedoch immer wieder ab.
1955 stürmten Unbewaffnete das Fort von Tiracol und hissten dort die
indische Flagge. Portugal wies die Männer aus, woraufhin Nehru
erklärte, dass die Anwesenheit der Portugiesen auf dem indischen
Subkontinent unerwünscht sei, und wies eine Blockade der
portugiesischen Kolonien in Indien an. Die Regierung in Lissabon war
unterdessen nicht bereit einzulenken.
Goa wird von Indien erobert und bestezt
Am 19. Dezember 1961 marschierten indische Truppen mit etwa 20facher
Übermacht in Goa ein. Das Unternehmen trug den Namen „Operation
Vijay“ (von hindi vijaya = „Sieg“) und war nach 26 Stunden
abgeschlossen. Der portugiesische Gouverneur, der die Kapitulation
unterschrieb, wurde später in Portugal wegen Feigheit und
Befehlsverweigerung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, obwohl er
durch sein schnelles Aufgeben in aussichtsloser Lage Tausenden das
Leben rettete.
Im darauffolgenden Jahr wurde Goa, zusammen mit Daman und Diu, zu
einem indischen Unionsterritorium. Portugal erkannte die
Angliederung an Indien jedoch erst 1974, nach dem Sturz der Diktatur
in der Nelkenrevolution, an.
In einer Volksabstimmung sprachen sich die Goanesen 1967 gegen eine
Anbindung an das benachbarter indischer Bundesstaat Maharashtra aus.
Man befürchtete eine Benachteiligung der Interessen der überwiegend
konkanisprachigen Bevölkerung. Ein neuerlicher Anschluss an den
nördlichen Nachbarbundesstaat wurde seither nicht mehr versucht.
Stattdessen erhielt Goa 1987 selbst den Status eines Bundesstaats.
Wirtschaftssektoren
Landwirtschaft und Fischerei
Da nur 38 Prozent der Landesfläche Goas landwirtschaftlich genutzt
werden können, ist der Bundesstaat auf Lebensmitteleinfuhren aus den
Nachbarbundesstaaten Karnataka und Maharashtra angewiesen. Die
Ebenen entlang der Flüsse Mandovi und Zuari sind zwar fruchtbar,
aber auch dicht besiedelt. Zudem stellt die zunehmende Versalzung
vieler Böden eine große Schwierigkeit dar. Die Hoch- und Bergländer
sind unfruchtbar und teils dicht bewaldet. Dennoch arbeitet noch
immer ein großer Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft. Die
wichtigsten Anbauerzeugnisse sind Reis, Zuckerrohr, Kokos- und
Cashewnüsse. In geringerem Maße werden auch Gemüse- und Obstsorten
angebaut, vor allem Mangos, Bananen, Ananas und Jackfrüchte. 2001/02
trug die Landwirtschaft 15 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Goas bei.
Die Fischerei war in Goa schon immer von besonderer Wichtigkeit, und
auch heute noch verdienen viele Goanesen ihren Lebensunterhalt damit.
Zunehmend werden jedoch die traditionellen Fischerboote motorisiert
sowie Hochseefischereiflotten ausgerüstet. Mittlerweile übersteigen
die jährlichen Fänge den einheimischen Verbrauch bei weitem. Daraus
kann zwar die fischverarbeitende Industrie großen Nutzen ziehen,
andererseits werden aber viele Küstengebiete überfischt. Dies hat in
den letzten Jahren zu Rückgängen bei den Fischfangerträgen geführt.
Bergbau
Trotz seiner geringen Größe ist Goa außerordentlich rohstoffreich.
Der Staat gehört zu den Haupteisenerzerzeugern Indiens. 2001/02
wurden 11,4 Millionen Tonnen Eisenerz gefördert, das entsprach rund
14 Prozent der gesamten indischen Fördermenge. Ein großer Teil davon
wird über den Hafen Mormugao exportiert. Hauptabnehmer ist Japan,
das etwa die Hälfte des aus Goa ausgeführten Eisenerzes kauft. Außer
Eisenerz wird in Goa auch Mangan gefördert.
Industrie
Besaß Goa zum Ende der portugiesischen Kolonialzeit keine
nennenswerte Industrie, so ist es heute einer der höher
industrialisierten indischen Bundesstaaten. Rund ein Viertel des BIP
wird im industriellen Sektor erwirtschaftet. Die wichtigsten
Industriezweige sind die Nahrungs- und Genussmittel-,
metallverarbeitende, Holz- und Papier-, Gummi-, Kunststoff-,
chemische, pharmazeutische, elektrotechnische sowie die
Textilindustrie. Auch die Computerindustrie hat sich in jüngerer
Zeit etabliert.
Dienstleistungen
Über die Hälfte des goanesischen BIP entfallen heute auf den
Dienstleistungsbereich. Er erzielt seit Mitte der 1990er Jahre hohe,
teils zweistellige Zuwachsraten. 25 Prozent des BIP werden im Bank-
und Versicherungswesen sowie im Immobilienbereich erwirtschaftet. 20
Prozent entfallen auf Fremdenverkehr, Gastronomie, Transportwesen
und Kommunikation.
Soziales
Goas Pro-Kopf-Einkommen lag 2002/03 bei 52.227 Rupien (ca. 1000 euro
– 1 euro ist gleich ca. 50 Rupien - stand August 2005), weit über
dem Doppelten des indischen Durchschnitts, der im gleichen Zeitraum
19.040 Rupien betrug. Goa ist damit der mit Abstand reichste
Bundesstaat Indiens. Dazu tragen nicht nur der Tourismus und der
hohe Industrialisierungsgrad bei, sondern auch die verhältnismäßige
hohe Zahl an Auslandsgoanesen, die regelmäßig Überweisungen an ihre
Verwandten in Goa vornehmen.
Wichtig für Goas Wirtschaft: die Schifffahrt. Die
Gesundheitsversorgung ist wesentlich besser als in zahlreichen
anderen Bundesstaaten, wo sie vor allem auf dem Land oft völlig
unzureichend ist. Daher weist Goa recht gute Gesundheitsindikatoren
auf. So lag beispielsweise die Kindersterblichkeit im Jahre 2000 mit
17 Totgeburten auf 1000 Lebendgeburten weit unter dem
gesamtindischen Wert (63 auf 1000), aber immer noch um das Drei- bis
Vierfache über der Sterblichkeit in Industrieländern.
Infrastruktur
Goa verfügt über einen internationalen Flughafen (IATA: GOI,ICAO:
VAGO), und ist mit Mumbai über eine (nicht sehr zuverlässige)
Eisenbahnlinie verbunden, die Konkan-Railway. Bis vor einigen Jahren
verkehrte auch noch eine regelmäßige Fähre nach Bombay. Goa verfügt
über ein gutes strassennetz, verglichen mit übriges Indien
Sehenswürdigkeiten
Die Kirchen und Klöster in Velha Goa (Old Goa) aus der
portugiesischen Kolonialzeit gehören seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Der Tourismus in Goa begann in den späten 1960er Jahren mit der
Ankunft einiger westeuropäischer Hippies an Goas Stränden. Die
besondere, weltoffene Art der Goanesen war die eigentliche
Attraktion. Im Gegensatz zum restlichen Indien sind die Goanesen,
durch die lange portugiesische Regentschaft, den Umgang mit
Europäern gewohnt. Da Fernreisen zu dieser Zeit noch nicht üblich
waren, und Indien gerade junge Leute faszinierte, nimmt es nicht
Wunder, dass Langhaarige zu Scharen an Goas Strände kamen, die meist
wenig Geld dabei hatten. Goas Infrastruktur konnte dies gut
verkraften und die Touristen in die Gesellschaft assimilieren.
Inzwischen entwickelt sich Goa zu einem wichtigen internationalen
Ferienort. Von Deutschland aus fliegt Condor, von Östereich aus Niki
Lauda Airwys, und von Grossbritanien aus die Luftgesellschaft
Monarch regelmässig (etwa zwei mal in der Woche vom Oktober bis zum
Mai – Stand 2005)) direkt Goa an. In der letzten Jahren wählen
zunehmend Touristen aus Russland und osteuropäischen Ländern, Goa
als Urlaubsort.
Quelle: Wikipedia
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